Die Universitätsmedizin Essen und die sieben nordrhein-westfälischen Kliniken der Sana Kliniken AG sind Deutschlands Vorreiter bei der Nutzung von Bluetooth im Krankenhaus. Krankenhausbetten und Hilfsmittel werden in Echtzeit in den Klinikräumen lokalisiert, Daten von Medizingeräten ausgelesen. Dadurch werden notwendige Medizingeräte im Bedarfsfall sofort überall im Krankenhaus gefunden. Schon nach zwei Monaten Einsatz liegen erste Ergebnisse vor.
Mit dem jungen Berliner Unternehmen simplinic wurden in den letzten 12 Monaten in Standorten der Universitätsmedizin Essen und in sieben Sana Kliniken in sämtlichen Räumen Bluetooth-Empfänger aufgehängt. Betten, Medizingeräte und Hilfsmittel wurden mit Sendern, sogenannten Beacons, ausgestattet. Bluetooth ist wie GPS eine Grundlagentechnologie, die unzählige Anwendungen ermöglicht. Viele Medizinproduktehersteller statten ihre Geräte mit Bluetooth aus, viele Lieferanten möchten Krankenhauskunden über Bluetooth-Daten „just in time“ versorgen.
Krankenhausmitarbeiter können dank dieser Technologie jederzeit alle Betten und Geräte in Echtzeit lokalisieren, was das lästige Suchen etwa nach einem Schwerlastbett, einem EKG oder Rollstuhl überflüssig macht. Auch wichtige Geräte- oder Sensordaten können künftig über das Netzwerk ausgelesen werden. So wird gerade getestet, die Temperatur in allen Medikamentenkühlschränken kontinuierlich ohne manuelle Kontrolle zu überwachen oder den Restfüllstand von Sauerstoffflaschen durch den Lieferanten auszulesen.
Nutzen für die Klinik und Arbeitserleichterung für das Personal konnten bereits nach wenigen Monaten nachgewiesen werden. Eine Klinik verzichtete nach der Analyse durch die simplinic Software auf den geplanten Nachkauf von Schwerlastbetten, die gefühlt immer Mangelware waren. Weil nun allen Pflegekräften auf einen Klick transparent ist, in welchem Raum ein freies Schwerlastbett verfügbar ist, konnten die geplanten Investitionsmittel von rund 80.000 € an anderer Stelle verwendet werden. Auch die automatisierte Navigation von Reinigungspersonal für die Zimmer- und Bettenreinigung nach der Entlassung eines Patienten spart in allen Krankenhäusern 30 bis 40 Prozent Zeit ein. Damit sind auf Station schneller Betten für neu aufgenommene Patienten verfügbar.
„Wir stehen mit der medizinischen Nutzung von Bluetooth für die Patientenversorung erst am Anfang, sehen aber bereits heute das große Potential , die Patientenversorgung maßgeblich zuverbessern. Das Bluetooth-Netzwerk reiht sich im Rahmen des Smart Hospitals logisch in unsere Fülle an Aktivitäten ein, durch Digitalisierung und den Einsatz innovativer Technik unsere Patientinnen und Patienten optimal zu behandeln und gleichzeitig unsere Mitabeiter spürbar zu entlasten“, so Thorsten Kaatze, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Essen.
„Sana arbeitet bereits seit längerem mit innovativen Start-Ups und jungen Unternehmen zusammen, um das Thema Digitalisierung im Krankenhaus voran zu bringen – auch weil es hier im Krankenhaussektor durchaus noch Nachholbedarf gibt und Sana sich hier als Vorreiter betrachtet“, sagte Thomas Lemke, der Vorstandsvorsitzende der Sana Kliniken AG. „Die Implementierung der Technik von simplinic bietet unseren Häusern die Möglichkeit, auf der Basis modernster Technik wichtige Abläufe im Sinne der Patientenversorgung und des internen Prozessmanagements zu beschleunigen.“
“Krankenhäuser sind anspruchsvoll, wenn es um digitale Innovationen geht. Wir sind selbst überrascht, wie eindeutig der Nutzen in allen Häusern ist. Der Reinigungsdienst wird per App bedarfsgerecht durch die Krankenhäuser gelotst. Das beschleunigt die Bettenreinigung überall zwischen 20 und 40 Prozent und entlastet die Station spürbar - weil in der Regel schon wieder neue Patienten auf ein Bett warten.“, betont Steffen Geyer, CEO von simplinic.
„In vielen Branchen ist Bluetooth längst Standard. Die speziellen baulichen Eigenschaften eines Krankenhauses, d.h. viele Räume, viel Beton oder Wasserleitungen, machen es nicht einfach, Bluetooth-Signale zuverlässig zur Lokalisierung zu nutzen. Wir haben drei Jahre intensive Entwicklungsarbeit hinter uns. Jetzt brauchen wir nur Steckdosen und WIFI, um mit unseren Empfängern die raumgenaue Lokalisierung von Geräten sicherstellen zu können.“, so Steffen Geyer, Gründer von simplinic, zu den technischen Herausforderungen.